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Im Kampagnen-Zirkus erfolgreich durch Reifen springen

21.07.2021 | KnowledgeAffairs

Im Wahlkampfjahr 2021 beobachten wir jeden Tag, wie die politischen Parteien in Deutschland in die Manege treten, um die Stimmen der Bevölkerung zu gewinnen. Bei einem Workshop der Campaigning Academy haben wir hinter den Zirkus-Vorhang geblickt. Wir haben existierende Kampagnenstrategien dekonstruiert und anhand eines realen Beispiels rund um die Abschaffung von Wildtieren im Zirkus eine neue Kampagne entwickelt.

Wie entsteht also eine erfolgreiche Kampagnenstrategie?

  1. Wer bist Du?
    Am Anfang steht das ICH oder im unternehmerischen Kontext das WIR. Bevor wir eine Kampagne beginnen, müssen wir uns klarmachen, wer wir sind, für was wir stehen und welche Werte wir vertreten. Für die Definition richtet sich der Blick nach innen und auch nach außen, um zu verstehen, wie wir uns von anderen absetzen und wo Gemeinsamkeiten und damit potenzielle Partner existieren. Erst wenn wir wissen, wo wir stehen, können wir entscheiden, wohin wir gehen.
  2. Was ist Dein Problem?
    Eine wirkungsvolle Kampagne braucht ein Problem. Auch hier starten wir mit einer Problembeschreibung. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine sachlich und fachlich korrekte Umzingelung der Situation. Vielmehr beschreiben wir, warum wir es als Problem empfinden. Was macht uns wütend oder traurig über die Ist-Situation? Die Beschreibung dient als Basis unseres Arguments, mit dem wir andere von unserer Kampagne überzeugen. Menschen reagieren auf Emotionen. Stellen wir einen sachlich ausgearbeiteten 5-Punkte-Plan vor, bleibt dieser nicht haften. Denken wir jedoch an eine emotionale, visionäre Rede wie Martin Luther Kings berühmte „I have a dream“-Rede, wird eine Emotion in uns ausgelöst, die uns nicht nur im Gedächtnis bleibt, sondern auch mobilisieren kann.
    Teil der Kampagnenstrategie muss daher nicht nur die Lösung sein, sondern vor allem die emotionale, mitreißende Darstellung des Problems. Oder wie es die Seminarleiter sagten: „Verkaufe das Problem, nicht die Lösung.“
  3. Was willst Du?
    Wir in München wissen nur allzu gut, dass es immer mehrere Wege auf den Berg gibt. Deshalb braucht es einen klaren Plan. Wir haben bereits definiert, wer wir sind und wo wir stehen. Sobald wir uns auch im Klaren darüber sind, welchen Gipfel wir erklimmen wollen, müssen wir einen Weg und die gewinnbringende Ausrüstung wählen. Kommen wir mit Flipflops hoch oder braucht es Kletterhaken? In anderen Worten, wir wählen das Ziel (Gipfel), eine Strategie (Weg) und die richtige Taktik (Ausrüstung).
  4. Wen brauchst Du?
    Um zu ermitteln, wen wir für unsere Kampagne aktivieren können und wen wir überzeugen müssen, haben wir anhand der Stadion-Analyse die wichtigsten Spieler:innen definiert. Doch nicht nur die Spieler:innen können eine Kampagne voranbringen oder ein Ziel blockieren, auch die Personen im Fanblock, in der VIP Lounge oder im Presseblock nehmen Einfluss auf das Spiel. Mit der Stadionanalyse überschaffen wir uns ein Bild davon, wer unsere Partner, Widersacher und Zielgruppen sind.

Mit diesen und vielen weiteren Tipps gewappnet, bedanken wir uns bei der Campaigning-Academy für die wertvollen Einblicke und freuen uns auf die nächsten Kampagnen.

Quelle: HA

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