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And the Nominierung goes to…

14.05.2024 | KnowledgeAffairs

Die Vorfreude steigt. In genau einem Monat kämpfen bei der UEFA Fußball Europameisterschaft wieder 24 Länder um den Titel. 18 Jahre nach der WM im eigenen Land darf Deutschland wieder ein großes Turnier austragen und hunderttausende Fußballbegeisterte bei sich willkommen heißen.
Und so wie es auf den Fußballplätzen Sieger und Verlierer geben wird, ordnen auch wir Kommunikator:innen solche Veranstaltungen gerne als große PR-Triumphe oder kommunikative Nullnummern ein.

Unvergessen bleibt bspw. der Begriff Sommermärchen, der bis heute positive Erinnerungen an die Heim-WM 2006 weckt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeigte bei der WM 2022 in Katar wiederrum, wie Krisenkommunikation nicht geht. Als der internationale Fußballverband FIFA die Regenbogenbinde als Zeichen der Solidarisierung mit der LGBTQIA+ Community untersagte, gelang es dem DFB nicht, eine klare Position zu beziehen und diese einheitlich zu kommunizieren. Durch das Hin- und Her kehrte weder medial noch innerhalb der Mannschaft Ruhe ein. Die Weltmeisterschaft wurde so nicht nur zum sportlichen, sondern auch zum kommunikativen Fiasko.

Der DFB scheint für das bevorstehende Turnier daraus jedoch seine Schlüsse gezogen zu haben und wagt sich an einen neuen kommunikativen Ansatz. Und das in einem Bereich, in dem man es nicht wirklich erwartet hätte – bei der Kadernominierung. Über Jahrzehnte war es das gleiche Spiel: Auf einer Pressekonferenz geben Trainer und Funktionäre die Liste der ausgewählten Spieler preis. So weit so unspektakulär. Das Problem: Weil die Spieler bei Vereinen unter Vertrag stehen und diese wiederum enge Beziehungen zu den jeweiligen Sport- und Lokaljournalist:innen haben, stechen die Nominierungen häufig schon Wochen vor der offiziellen Verkündung an die Öffentlichkeit durch. In Zeiten von Social Media wird es noch schwieriger, solche Leaks zu verhindern.

Um die Kommunikationshoheit wieder zu erlangen, dem verstaubten PK-Format zu entkommen und die Vorfreude auf das Turnier zu steigern, gab der DFB nun selbst täglich neue Kadernominierungen bekannt. Dafür griff der größte deutsche Sportverband auf verschiedene Kanäle zurück und ging teils ungewöhnliche Kooperationen ein. Die Nominierung von Nationaltorwart Manuel Neuer wurde bspw. von einer Dachdecker-Influencerin via Instagram bekannt gegeben. Bei der Nominierung von Verteidiger Nico Schlotterbeck versorgte der DFB die Tagesschau mit exklusiven Vorabinformationen. Und die Teilnahme von Mittelfeldspieler Chris Führich machte der Verband auf Verpackungsstickern einer lokalen Bäckerei publik. Der endgültige Kader wird dann wieder ganz klassisch auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Auch dieses Mal sind viele EM-Fahrer im Vorfeld bekannt, nur dass es jetzt eben das Resultat geplanter Kommunikation ist.

Auch wir als HeadlineAffairs betreuen unsere Kundinnen und Kunden regelmäßig bei der Umsetzung von PR-Kampagnen. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass der Multichannel-Ansatz wichtiger denn je ist. Die Kampagne zeigt jedoch vor allem wieder, dass es für uns Kommunikator:innen Sinn macht, auf Sieg zu spielen, statt ständig nur das Ergebnis verwalten zu wollen.

Dachdeckerin Chiara steht vor einer orangenen Wand, auf die sie eine "1" montiert hat. Die Nummer steht für die Rückennummer vom nominierten Torwart Manuel Neuer

Bildquelle : Screenshot Instagram dachdeckerin_chiara von der Hamburger Mopo

Bildquelle: ARD Tagesschau, Screenshot von Nius.de


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