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Donald Trumps alternative Fakten

29.01.2020 | Speakers Corner

Das Verhältnis zwischen Donald Trump und den Medien war, gelinde ausgedrückt, schon immer ein schwieriges. Ob der Klimawandel oder der Geburtsort von Barack Obama – für Trump sind die meisten Medienberichte Fake News. Seinem Ärger über die ihm ach so feindlich gesinnte Presse macht er gerne in den sozialen Medien Luft. Trumps Tweets erreichten schon im Wahlkampf Kultstatus.

Screenshot von Donald Trumps Twitterprofil. Sein Titelbild zeigt ihn bei einer Rede vor einer begeisterten Menschenmasse. Sein Profilbild zeigt nur sein Gesicht, er blickt direkt in die Kamera, ohne zu lächeln.

  • A poll should be done on which is the more dishonest and deceitful newspaper, the Failing New York Times or the Amazon (lobbyist) Washington Post! They are both a disgrace to our Country, the Enemy of the People, but I just can’t seem to figure out which is worse? […]
  • […] Anything goes with our Corrupt News Media today. They will do, or say, whatever it takes, with not even the slightest thought of consequence! These are true cowards and without doubt, THE ENEMY OF THE PEOPLE!
  • The Corrupt News Media is totally out of control - they have given up and don’t even care anymore. Mainstream Media has ZERO CREDIBILITY - TOTAL LOSERS!


Während seines Staatsbesuches im Vereinigten Königreich bezeichnete Trump Berichte über tausende von Demonstranten gegen ihn als Fake News und verbreitete selbst falsche Behauptungen über das Ausmaß der Proteste. Und nun bezeichnet Donald Trump die Medien, genauer gesagt die New York Times, als „Feinde des Volkes“. Hintergrund seiner Attacke auf die renommierte Zeitung ist ein Artikel über amerikanische Cyber-Übergriffe gegen Russland, die Trump als „virtuellen Akt des Hochverrats“ bezeichnet.

Illustration von Donald Trump als Onkel Sam: Die amerikanische Flagge ist als Umriss der USA gezeichnet, Donald Trump schaut aus der Karte den Betrachter an und zeigt mit dem Finger auf ihn.Donald Trumps Konflikte mit der Presse

Diese Aussage von Trump ist nur der neueste einer langen Reihe von Konflikten des US-Präsidenten mit der amerikanischen und internationalen Presse. Erst kürzlich hatte Sarah Huckabee Sanders, die noch in diesem Jahr ihren Posten als Pressesprecherin des Weißen Hauses unter Trump aufgeben wird, zugegeben, falsche Aussagen über die Entlassung von Ex-FBI-Chef James Comey gemacht zu haben. Öffentlichkeitsarbeit, die sich nicht die Selektion von Fakten und Fiktion, sondern die Verbreitung von Fake News zur Aufgabe gemacht hat.

Die bewusste Verbreitung von Fake News als Angriff auf angebliche Fake News auf medialer Seite – der Kampf zwischen dem Weißen Haus und der Presse lässt die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verwischen. Trumps Begriff der „alternativen Fakten“ sorgt nicht nur für Spott, sondern ist auch ein Grund zur Sorge: Er zeigt, welchen Einfluss eine subjektive Wirklichkeit aufgrund selektiver Wahrnehmung haben kann – vor allem im Jahr 2019. Ein postfaktisches Zeitalter also? Trump hat einen widersprüchlichen Zwist zwischen scheinbaren „real news“ – basierend auf seiner eigenen Wahrnehmung – und „fake news“ – die Berichte der ihm vorgeblich feindlich gesinnten Presse – geschaffen. Trumps Weltbild und seine selektive Wahrheit lassen ihn die relative Wahrheit als Fake News betrachten.

Trumps Wirklichkeit entspricht nicht der Wahrheit

Trumps Wirklichkeit entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Dort, wo Fakten herrschen, vermutet er Fiktionen, und verbreitet Fiktionen als Fakten. Was er als „fake“ wahrnimmt, widerspricht einer glaubwürdigen Wahrheit. Die auf Fakten basierende und daher auf die Allgemeinheit übertragbare Wahrheit ist unabhängig von Donald Trumps Urteilsvermögen.

Dabei bleibt die Frage offen, ob der US-Präsident die Medienberichte tatsächlich für Fake News hält oder lediglich selbst falsche Behauptungen, „alternative Fakten“ in die Welt setzt und damit die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verwischt, was vor allem in Zeiten von Social Media immer einfacher geworden ist. Trumps Beispiel zeigt besonders eindrücklich das Zusammenspiel und zugleich die Diskrepanz zwischen Fakten und Fiktion, persönlicher Wahrnehmung und der Wahrheit. Donald Trump ist ein Präsident, der jegliche diplomatischen Gepflogenheiten ignoriert – das wird besonders auch auf Twitter deutlich. Durch seine Äußerungen spaltet er die Welt in neue und alte Freunde und Feinde und stempelt damit auch internationale Abkommen als wirklichkeitsfremd ab.

Welche Lehren lassen sich daraus ziehen? Trumps Tweets sind ein Negativbeispiel für PR-Schaffende: Sie zeigen, wie ein seriöser Social-Media-Kanal gerade nicht geführt werden sollte. Integrität, Transparenz und saubere Recherche sind die Grundlage für öffentliche Kommunikation – und werden sich auf Dauer immer durchsetzen.


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