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Australische Zeitungen zensieren sich selbst

23.10.2019 | Speakers Corner

Wer am Montag, den 21. Oktober, in Australien eine Zeitung kaufen wollte, dem boten sich an den Kiosken zahlreiche Titelseiten mit geschwärztem Inhalt dar. Die dunklen Balken wurden den Journalisten jedoch nicht etwa aufgezwungen – sie wurden völlig freiwillig über den sonst verkaufsträchtigen Schlagzeilen platziert.
Selbstverständlich ist die australische Presse nun nicht einfach schreibfaul geworden, im Gegenteil – mit der Aktion "your right to know" an der sich insgesamt 19 Zeitungen und Journalistenverbände beteiligten, machen die Medienmacher auf die zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit in ihrem Land aufmerksam.
Dem Bündnis zufolge habe die australische Regierung innerhalb der letzten Jahre über 60 Gesetze verabschiedet, die die Aufdeckung von Skandalen erschweren. Besonderen Höhepunkt fand der Prozess dieses Jahr, als die Wohnung der Journalistin Annika Smethurst und die Zentrale des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ABC von der Polizei durchsucht wurden, nachdem die Journalisten jeweils regierungskritisch berichtet und dabei geleakte Informationen verwendet hatten. David Anderson, Chef des Rundfunksenders ABC, befürchtet: „Australien läuft Gefahr, die geheimnisvollste Demokratie der Welt zu werden.“

Auch wenn Down Under für uns auf der anderen Seite der Welt liegt, sollten wir diese Entwicklung auf dem australischen Kontinent genau verfolgen. Denn in der Region Ozeaniens ist Australien ein starker demokratischer Einfluss, der ein Gegenwicht zu China bildet. Wie dieses Land zur Presse- und Meinungsfreiheit steht, zeigen die aktuellen Geschehnisse in der Sonderverwaltungszone Hong Kong. Sowohl Protestierende als auch Pressevertreter werden von der chinesischen Polizei gewaltsam an einer freien Meinungsäußerung gehindert. Schränkt Australien die Pressefreiheit weiter ein, verlieren die Nachbarstaaten ein positives Vorbild, an dem sie sich orientieren können. Denn im Rest der Welt sind diese Rechte keine Selbstverständlichkeit, wie der Karte von Reporter ohne Grenzen zu entnehmen ist.

Weltkarte, auf der die Pressefreiheit in verschiedenen Ländern dargestellt wird.Erleichtert mag der Leser nun erkennen, dass Deutschland als einem der wenigen Länder eine "gute Lage" zur Pressefreiheit zugesprochen wird. Eines sollte jedoch klar sein: Wird dieses Gut nicht verteidigt, kann sich die Situation sehr schnell ändern – wie man am Beispiel Australien sehen kann.


Untersucht wurde das Kalenderjahr 2018. Schon damals zeichnete sich eine Verschlechterung der Pressefreiheit ab. Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V.


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