Wenn der Zeitungsbote nicht mehr kommt – was der Rückgang der Regionalpresse (für die PR) bedeutet
05.02.2025 | Speakers Corner
Manch eine:r wird sich an das frühmorgendliche Ritual des Zeitungaustragens erinnern: sortieren, Reklame beilegen, alles für den Transport verpacken. Die kiloschwere Fracht dann je nach Wetter und Fahrvermögen per Schubwagen, Fahrrad oder Auto in der Umgebung verteilen. Und neben einem schmalen Taschengeld dafür manchmal auch noch ein nettes Gespräch am Briefkasten der Nachbar:innen mitnehmen. Es ist noch immer einer der verbreitetsten Jobs unter Schüler:innen. Doch er könnte bald nicht mehr existieren.
Printmedien verlagern ihren Schwerpunkt zunehmend ins Digitale, Auflagen gehen zurück, Redaktionen werden zusammengelegt oder verschwinden ganz. In einer jüngst veröffentlichten Pionierstudie haben Forscher:innen der Hamburg Media School einen deutlichen Rückgang wirtschaftlich unabhängiger lokaljournalistischer Tageszeitungen im Bundesgebiet festgestellt. Die Gründe sind vielfältig: ein verändertes Konsumverhalten der Leser:innen, einbrechende Einnahmen, Effizienzdruck.
Zuletzt getroffen hat es u.a. die „Leipziger Volkszeitung“, die nun Teil der „Sächsischen Zeitung“ ist. In der Prignitz erscheint die Märkische Allgemeine Zeitung nur noch digital. Und bei der „Ostthüringer Zeitung“ hat der Mutterkonzern Funke die Zustellung in unwirtschaftlichen Gebieten gleich ganz eingestellt. Das sind nur einige Beispiele einer gesamtdeutschen Tendenz.
Dadurch geht mehr verloren als nur das gelegentliche Gespräch am Gartenzaun beim Zustellen der Zeitung: unabhängiger Lokaljournalismus ermöglicht offenen politischen Diskurs. Zudem fungieren Redaktionen qua ihrer Recherchekompetenz als Kontrollinstanz für das Handeln von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie sind unabdingbar für die Demokratie. Fehlen sie, werden lokale Themen nicht mehr ausreichend bedient – oder von Anzeigenblättern mit zum Teil fragwürdiger politischer Agenda gekapert.
Natürlich bietet es sich auch für Unternehmen an, Botschaften lokal zu platzieren – etwa, um sich als guter Arbeitgeber in der Region zu präsentieren. So nutzen wir bei HeadlineAffairs unsere Beziehungen zu regionalen Redaktionen, um Kund:innen bei der Verbreitung von Geschichten aus ihren zahlreichen deutschen Standorten zu unterstützen. Das kann der Bericht über eine örtliche Spenden-Aktion, eine spannende Karriere oder eine Standorterneuerung sein. Themen, die vor allem vor Ort von Interesse sind. Und damit hauptsächlich von Lokalmedien aufgegriffen werden.
Dass diese nicht ganz verschwinden, dafür machen sich zum Glück einige Initiativen stark. Ein neues „Bündnis Zukunft Presse" vertritt künftig rund 500 Zeitungs- und Zeitschriftenverlage mit einer Stimme vor der Politik. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen ist man sich der Brisanz offenbar bewusst: so schreibt sich die neue WDR-Intendantin, Katrin Vernau, die Stärkung des Regionalen auf die Fahne.
Es bleibt also die Hoffnung, dass sich Schüler:innen auch zukünftig ihr Taschengeld mit Zeitungaustragen aufbessern können. Wenn ihr sie das nächste Mal an einem Samstagmorgen dabei beobachten solltet, dankt ihnen dafür.
© KI generiertes Bild von Canva.com