„Kommunikation ist nicht schwierig“
04.09.2024 | Speakers Corner
Mit diesen Worten unterbricht Sandro Wagner, Co-Trainer des DFB, die Moderatorin auf dem Handelsblatt Summer Camp. Die beiden eröffnen den zweiten Tag des Summer Camps. Es soll um Führungsstile und -taktiken gehen, die man sich als Unternehmen vom Sport abgucken kann. Ein bekanntes Thema und doch ein unterhaltsamer Vortrag. Die stellvertretende Chefredakteurin der Wirtschaftswoche Maja Brankovic lässt es sich nicht nehmen, dem Co-Trainer einige Fußball- und Karrierefragen zu stellen, die er lässig, lustig und sympathisch beantwortet. Er erzählt, wie ihn das frühe Vatersein verändert hat, wie viel Freude er am Trainersein hat und letztlich auch, wie sein Führungsstil aussieht.
Seine Führung ist davon geprägt, andere als Mensch zu betrachten. Eine Botschaft, die er mehrfach betont. Das Trainerteam lebt das zum Beispiel, indem sie die Familien der Spieler mit einbeziehen und zu den Training-Camps einladen. Jedes Mannschaftsmitglied soll so wie mehr als „nur“ ein Spieler gesehen werden, sondern eben als Mensch.
Der spürbare Teamgeist während des Heim-EM-Sommers zeigte, dass dieser Führungsstil Früchte getragen hat. Ist also etwas dran an der These von Sandro Wagner – „Kommunikation ist nicht schwierig“? So toll das klingt und so amüsiert das Publikum von diesem One-Liner war, stellt sich doch im Laufe des Vortrags schon heraus, dass er vereinfacht. Bei der Frage der Moderatorin, ob Spieler sich politisch äußern sollen, beginnt der Trainer dann doch zu differenzieren. Jeder soll sagen, was er will, wettert er gegen die PR-Vorgaben des DFB, aber die Gesellschaft müsse auch tolerant sein gegenüber den teilweise jugendlichen Spielern, die noch nicht in der Lage sind, ihre Emotionen klar auszudrücken. Doch ist das heutzutage nicht zu leichtsinnig?
Cristiano Ronaldo bricht mit dem Start eines YouTube Kanals innerhalb von zwei Stunden einen Weltrekord an Followern. Wie wenige andere Menschen haben Sportler:innen eine riesige Bühne, mit der sie Einfluss auf die öffentliche Meinung von verschiedensten Menschen nehmen können. Natürlich müssen wir jeder Person die Möglichkeit geben, sich frei zu äußern. Gleichzeitig müssen wir Personen im öffentlichen Leben auch bewusst machen, dass ihre Meinung auf großer Bühne gesprochen und gehört werden kann. Kommunikation muss also in der Tat nicht schwierig sein. Was sie aber sein muss, ist reflektiert, respektvoll, verantwortungsvoll und im Kontext stehend. Das wiederum ist nicht für jede Person einfach.
HeadlineAffairs bietet deshalb Kommunikationstrainings an, in denen jede und jeder in realitätsnahen Simulationen die eigenen Botschaften überprüfen kann.