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Großmarkthalle – hört sich wichtig an. Ist es auch.

09.08.2024 | KnowledgeAffairs

Auf dem Bild ist eine Menschengruppe mit orangenen Warnwesten bei einer Führung durch die Münchner Großmarkthalle zu sehen. Auf den Wänden sieht man Bilder von FrüchtenNein, das ist diesmal keine Führung durch ein Amazon Logistikzentrum. Eine Führung durch die Münchner Großmarkthalle hat aber nicht nur was die Warnwesten angeht, gewisse Parallelen zu bieten. Einer stellt den Marktplatz (in diesem Fall die Stadt München), die zumeist aus dem Großraum München stammenden Händler:innen und Erzeuger:innen aber legen das Angebot und die Preise fest. Im Gegenzug gegen Miete / Pacht erwarten die Händler:innen für Lebensmittel, Blumen und Gastrobedarf eine moderne Infrastruktur, eine bevorzugte Lage und vor allem kaufkräftige Kund:innen. Das sind in München insbesondere kleinere Einzelhändler:innen, die Gastronomie, aber auch viele kleinere Marktgeschäfte, z.B. auf den Wochenmärkten und dem Viktualienmarkt. Billig ein-, teuer verkaufen, ein Markt ist ein Ort zum Geschäfte machen, entsprechend laut und hemdsärmelig geht es auch zur Sache. Große Handelsketten indes haben längst eine eigene Infrastruktur aufgebaut, um die Münchner Bevölkerung täglich mit Weißwurst, Radi und Brezn zu versorgen.

Während früher Tagelöhner Schlange standen, um einen der begehrten Kistenschlepperjobs zu erhalten, wird die Ware heute von Gabelstaplern aus den LKWs in die Kühlhäuser oder die Verkaufsstände transportiert. Dennoch ist das hier v.a. eine körperliche Arbeit und daher sieht und hört man hier vor allem Männer, während die Frauen in den kioskgroßen Geschäftsräumen der teilweise jahrzehntelangen Pächter:innen die Köpfe über Wareneingangs- und Ausgangslisten beugen. Digitalisierung und Robotik? Nicht hier.

Da passt es ins Bild, dass die letzte der noch erhaltenen Großmarkthallen die Anmutung einer Kirche hat eine natürliche Luftzirkulation nach oben sorgt für angenehme Temperaturen, große Dachfenster sorgen für natürliches Licht und der jährlich stattfindende Gärtnerjahrtag samt Prozession sorgt dann hoffentlich auch noch für das richtige spirituelle Karma. Aber die Tage des charmanten, aber baufälligen aktuellen Standortes sind gezählt, eine moderne Halle muss her, der Stadtrat debattiert, die Händler:innen nehmen es gelassen. Ja mei. Einer hat an seinen Stand geschrieben: Nett kann ich auch bringt aber nix. Und ein anderer: Wir sind hier nicht bei „WÜNSCH-DIR-WAS“ sondern bei „SO ISSES“. Ein schönes Schlusswort zum Thema Marktplatzkommunikation.


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